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Hausgeburt? Das sollten werdende Eltern wissen


Bild: Mareen Fischinger/Westend61/dpa-tmn

Werdende Eltern dĂŒrfen frei entscheiden, wo sie ihr Kind bekommen. Die Wahl fĂ€llt meist auf eine Geburtsklinik. Nur rund zwei Prozent der MĂŒtter planen, ihr Baby in einem Geburtshaus oder im eigenen Zuhause zu bekommen. Das zeigen Daten der Gesellschaft fĂŒr QualitĂ€t in der außerklinischen Geburtshilfe.

Entscheiden sich werdende Eltern fĂŒr eine Hausgeburt, steht dahinter oft der Wunsch, das Kind in vertrauter Umgebung zu gebĂ€ren, umgeben von vertrauten Personen. 

Betreut werden die Frauen dafĂŒr von mindestens einer Hebamme. Sie befindet sich in Rufbereitschaft und begleitet die werdende Mutter ab Geburtsbeginn bis in die ersten Lebensstunden des Kindes hinein. «Ein großer Vorteil der Hausgeburt ist diese vertrauensvolle Betreuung», sagt Ursula Jahn-Zöhrens. Sie ist Hebamme und BeirĂ€tin fĂŒr den Freiberuflichenbereich des Deutschen Hebammenverbandes. 

Mit dieser engen Beziehung und dem ungezwungenen Aufenthalt im eigenen Zuhause gingen Frauen hÀufig selbstbewusster und mutiger an die Geburt heran als in einer Klinik. So habe Ursula Jahn-Zöhrens es bei Hausgeburten erlebt.

Wann eine Hausgeburt infrage kommt - und wann nicht: 

Das GebĂ€ren im eigenen Zuhause ist allerdings an Voraussetzungen geknĂŒpft. Prof. Lars Hellmeyer, Chefarzt der Klinik fĂŒr Geburtsmedizin am Berliner Vivantes Klinikum im Friedrichshain, zĂ€hlt einige auf. Die Hausgeburt kommt demnach nur dann infrage, wenn: 

  • die Mutter keine chronischen Erkrankungen hat
  • das Kind im Bauch gesund ist
  • es sich nicht um eine Mehrlingsschwangerschaft handelt
  • die Mutter nicht im höheren Alter gebĂ€rt
  • das ungeborene Baby weder in Beckenendlage noch in Querlage liegt
  • die Mutter vorab nicht bereits Kinder per Kaiserschnitt zur Welt gebracht hat. 

Es gibt noch weitere Ausschlusskriterien fĂŒr Geburten im hĂ€uslichen Umfeld. 

Was passiert, wenn es zu Komplikationen kommt: 

Eine Hebamme, eine gebĂ€rende Frau: «Auch ich empfinde eine Ein-zu-Eins-Betreuung als eine ideale Voraussetzung», sagt Lars Hellmeyer. «Wir wissen, dass dies zu besseren GeburtsverlĂ€ufen und zu weniger Kaiserschnitten fĂŒhren kann.» 

Dennoch rĂ€t er zur Entbindung in einer Geburtsklinik – und geht damit konform mit der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft fĂŒr GynĂ€kologie und Geburtshilfe (DGGG). «Ich sehe die Risiken: Selbst bei den gesĂŒndesten Frauen und Babys kann man den Geburtsverlauf nicht vorhersagen, es kann immer zu Komplikationen und akuten Notfallsituationen kommen», so der GynĂ€kologe. 

Lebensbedrohlich werde es beispielsweise, wenn sich der Mutterkuchen vorzeitig ablöse. Dann sei sofortiges Àrztliches Handeln erforderlich. Genau dies sei bei Hausgeburten aber nicht möglich. 

Tritt wĂ€hrend der Hausgeburt ein solches Ereignis ein, rufen Hebammen sofort einen Rettungsdienst und begleiten die Frauen im Rettungswagen ins Krankenhaus, so Hebamme Ursula Jahn-Zöhrens. Sie empfiehlt, vor der Hausgeburt die Entfernung zur nĂ€chsten Geburtsklinik zu ĂŒberprĂŒfen, dies mit der Hebamme zu besprechen und diese Entfernung auch mit dem eigenen SicherheitsbedĂŒrfnis abzugleichen. 

Zudem sei es wichtig, sich regulÀr in der nÀchstgelegenen Geburtsklinik anzumelden. So sei sichergestellt, dass die Schwangere im Falle eines Falles dort bereits bekannt sei. 

Den Weg ins Krankenhaus und die dadurch verstreichende Zeit empfindet GynĂ€kologe Hellmeyer allerdings als vermeidbare SicherheitslĂŒcke einer Hausgeburt und als Gefahr fĂŒr Mutter und Kind. «Kommt es beispielsweise wĂ€hrend oder direkt nach der Geburt zu einem Sauerstoffmangel beim Kind, reichen schon wenige Minuten, um eine lebenslange GehirnschĂ€digung zu verursachen», sagt Lars Hellmeyer. 

Doch bei wie vielen Geburten, die zu Hause oder im Geburtshaus beginnen, ist im Verlauf eine Überleitung in die Klinik notwendig? Der QualitĂ€tsbericht „Außerklinische Geburtshilfe in Deutschland“ gibt darĂŒber Aufschluss: Im Jahr 2023 war das bei 17,3 Prozent dieser Geburten (insgesamt 16.477) der Fall, also in 2.849 FĂ€llen. 

Die meisten dieser Überleitungen waren keine NotfĂ€lle. Sie erfolgten laut Bericht ohne Stress. Ein hĂ€ufiger Grund sei ein Geburtsstillstand gewesen. Aber auch schlechte Herztöne des Babys, ein vorzeitiger Blasensprung oder der Wunsch der Mutter nach Schmerzmedikamenten seien GrĂŒnde fĂŒr eine sogenannte «Verlegung in Ruhe», so Hebamme Ursula Jahn-Zöhrens.

Und die Babys? Im Jahr 2023 mussten nach einer Hausgeburt oder einer Geburt in einem Geburtshaus 2,9 Prozent der Babys (3 von 100) in eine Klinik gebracht werden. Hier war der hÀufigste Grund eine Atemnot. 

Was vorbereitet werden muss: 

Aber wie lÀuft sie eigentlich ab, die Hausgeburt? Braucht man sehr viel Platz? «Eine Geburt spielt sich nur auf wenigen Quadratmetern ab», sagt Ursula Jahn-Zöhrens. Lediglich enge Wendeltreppen oder extrem verwinkelte Flure könnten ein Hindernis darstellen, wenn doch ein Krankenwagen gerufen und die Frau beispielsweise im Liegen transportiert werden muss. Solche Fragen klÀre aber die Hebamme rechtzeitig vor der Geburt mit den Eltern. 

Apropos Hebamme: Hier rĂ€t Ursula Jahn-Zöhrens, sich frĂŒhzeitig zu kĂŒmmern. Denn Hebammen, die die Begleitung einer Hausgeburt anbieten, seien eher rar gesĂ€t. 

Beim Kennenlernen sollten werdende Eltern unbedingt auf ihr BauchgefĂŒhl achten. Stimmt die Chemie? «Nur so kann sich ein gesundes VertrauensverhĂ€ltnis entwickeln», sagt Jahn-Zöhrens. Zudem ermutigt sie Eltern, die potenzielle Hebamme nach ihren Erfahrungen, der Anzahl der von ihr begleiteten Hausgeburten und auch nach Komplikationen zu befragen, die bei diesen Geburten eventuell aufgetreten sind.

Ist die Entscheidung fĂŒr eine Hebamme gefallen, fragen sich viele Eltern auch: Was mĂŒssen wir alles besorgen? «Das ist sehr ĂŒbersichtlich», sagt Ursula Jahn-Zöhrens. Im Grunde mĂŒssten vor allem diese Utensilien vor Ort sein: eine Malerfolie, ein großes Leintuch, fĂŒnf bis zehn Unterlagen und Wochenbett-Binden fĂŒr die Frau nach der Geburt. 

Was darĂŒber hinaus benötigt wird, finden die Eltern in einer Checkliste, die ihre Hebamme ihnen rechtzeitig ĂŒberreicht. Was je nach Wohnsituation und Hellhörigkeit des Hauses nicht schaden kann: den Nachbarn mitteilen, dass eine Hausgeburt geplant ist. 

Und nach der Geburt - mĂŒssen Eltern dann mit einem großen Putzaufwand rechnen? «Das hĂ€lt sich absolut im Rahmen», sagt Ursula Jahn-Zöhrens. Mit einer Ladung WĂ€sche fĂŒr die Waschmaschine sei es in der Regel in etwa getan.

Was eine Alternative zur Hausgeburt sein kann:  

Hausgeburt – ja oder nein? WofĂŒr sich Eltern am Ende entscheiden, liegt ganz bei ihnen. «Diese Wahlfreiheit ist das höchste Gut, dahinter haben wir als Fachleute zurĂŒckzustehen», sagt Hebamme Ursula Jahn-Zöhrens. Dennoch rĂ€t sie dazu, sich vorab genau mit dem Thema auseinanderzusetzen und die Entscheidung durchaus im Verlauf der Schwangerschaft immer wieder zu prĂŒfen. 

GynĂ€kologe Lars Hellmeyer hat noch einen Tipp fĂŒr werdende Eltern: Wer sich medizinische Versorgung in unmittelbarer NĂ€he wĂŒnscht, aber eben auch einen intimen Rahmen, könne sich ĂŒber sogenannte hebammengefĂŒhrte KreißsĂ€le informieren. Die bieten einige Geburtskliniken in Deutschland an. Die Besonderheit: Sie werden ausschließlich von Hebammen geleitet – aber im Notfall sind Ärztinnen und Ärzte sofort zur Stelle.


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(17.04.2025)


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