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Endometriose und Kinderwunsch: Was Betroffene wissen mĂŒssen


Bild: Christin Klose/dpa-tmn

Wieder ein negativer Schwangerschaftstest! Wenn ein Paar sich ein Kind wĂŒnscht, es aber einfach nicht klappen mag, ist das quĂ€lend. Es gibt viele mögliche Ursachen dafĂŒr, eine kommt hĂ€ufig vor: Endometriose. SchĂ€tzungen zufolge sind etwa 50 Prozent der Frauen mit unerfĂŒlltem Kinderwunsch von der Erkrankung betroffen. 

Bei Endometriose handelt es sich um eine gutartige, chronische Erkrankung, bei der Gewebe, das der GebĂ€rmutterschleimhaut Ă€hnelt, außerhalb der GebĂ€rmutter wĂ€chst. Was macht das mit der Fruchtbarkeit? Und wie kann es doch klappen mit dem Kind? Ein Überblick. 

Wie Endometriose die Fruchtbarkeit beeintrÀchtigen kann

Warum es mit Endometriose schwerer sein kann, schwanger zu werden, hat viele GrĂŒnde. Im Verlauf der Erkrankung können sich beispielsweise Endometrioseherde und spĂ€ter Zysten an den Eierstöcken bilden. Diese enthalten in der Regel altes Blut und werden daher «Schokoladenzysten» genannt. 

«Endometriose kann ein Problem sein, wenn eine Frau diese Zysten an den Eierstöcken hat, denn dann kann die Eizellreifung gestört sein. Die QualitÀt der Eizellen ist oft schlechter», erklÀrt Prof. Sylvia Mechsner, die das Endometriosezentrum an der Berliner Charité leitet.

Nun könnte man denken, dass eine Operation, bei der diese Zysten entfernt werden, das Problem beheben sollte. Dem ist leider nicht unbedingt so, wie Mechsner sagt: «Die Zysten sind sehr fest mit dem Gewebe verbunden und es kann sein, dass mit der Zyste auch gesundes Gewebe mit entfernt wird. Dadurch reduziert sich die Anzahl der Eizellen.» Das ist vor allem ein Problem bei Frauen ab 35 Jahren: Ab diesem Alter verschlechtert sich die QualitĂ€t der Eizellen und ihre Anzahl sinkt ohnehin – egal, ob eine Frau Endometriose hat oder nicht.

DarĂŒber hinaus kann es auch Probleme am Eileiter geben: Normalerweise wird die Eizelle beim Eisprung aus dem Eierstock herausgelassen und vom Eileiter aufgefangen. «Bei schwerer Endometriose ist der Eileiter oft verklebt, sodass es mechanische Probleme beim Eisprung gibt», sagt Sylvia Mechsner.

Ein weiterer Grund fĂŒr Schwierigkeiten: Die EntzĂŒndungen, die die Endometrioseherde verursachen, schrĂ€nken Spermien in ihrer Beweglichkeit ein. 

Ein weiteres Problem hat ebenfalls mit den Spermien zu tun: Normalerweise unterstĂŒtzt die GebĂ€rmutter den Transport der Spermien zum richtigen Eileiter dadurch, dass sich bestimmte Muskeln zusammenziehen. Einige Frauen haben aber Endometrioseherde in der Muskelwand der GebĂ€rmutter. Das nennt man Adenomyose. «Dadurch ist sozusagen das Feintuning in der GebĂ€rmutter gestört. Der gerichtete Transport funktioniert dann oft nicht», erklĂ€rt Sylvia Mechsner.

Wie Betroffene das Thema Kinderwunsch angehen können

Auch wenn viele Faktoren die ErfĂŒllung des Kinderwunsches erschweren: «Je frĂŒher eine Endometriose behandelt wird, desto besser sind die Aussichten, auf natĂŒrlichem Wege schwanger zu werden», sagt GynĂ€kologin Cornelia Hösemann, Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der FrauenĂ€rzte (BVF). 

Auch der Zeitpunkt der Familienplanung spielt eine Rolle: «Er sollte nicht zu weit nach hinten verschoben werden. Das Alter spielt bei Frauen mit Kinderwunsch immer eine Rolle und bei Endometriose im Besonderen.»

Sylvia Mechsner empfiehlt Frauen mit Endometriose, den Kinderwunsch vorzuziehen. Wenn das nicht möglich oder gewĂŒnscht ist, sei das sogenannte Medical Freezing eine Möglichkeit: Dabei werden eigene Eizellen eingefroren, wenn deren QualitĂ€t noch gut ist, und fĂŒr spĂ€ter eingelagert. «In EinzelfĂ€llen ĂŒbernehmen die Krankenkassen die Kosten dafĂŒr.»

Je ausgeprĂ€gter die Endometriose, desto schwieriger wird es, auf natĂŒrlichem Wege schwanger zu werden. Sylvia Mechsner rĂ€t Frauen mit Endometriose und Kinderwunsch checken zu lassen, ob die SchilddrĂŒse optimal arbeitet und sie mit allen Vitaminen und NĂ€hrstoffen gut versorgt sind. Außerdem sollten sie FolsĂ€ure einnehmen. So können weitere Faktoren, die einer Schwangerschaft im Wege stehen, ausgeschlossen werden. 

Und natĂŒrlich sei es auch wichtig zu prĂŒfen, ob der Partner wirklich zeugungsfĂ€hig ist. Auch bei MĂ€nnern nimmt mit steigendem Alter die QualitĂ€t der Spermien ab.

Wann es Zeit fĂŒr eine Kinderwunschbehandlung ist

Wenn es auf natĂŒrlichem Wege nicht klappt, haben Paare die Möglichkeit der kĂŒnstlichen Befruchtung. Die gesetzlichen Krankenkassen ĂŒbernehmen unter bestimmten Voraussetzungen und bis zu einer festgelegten Anzahl an Versuchen die Kosten. 

Sylvia Mechsner rĂ€t: «Damit nicht zu lange warten. Nach einem Jahr sollte man sich an ein Kinderwunschzentrum wenden, in EinzelfĂ€llen auch eher.» Hintergrund: Statistisch gesehen klappe es bei einem gesunden Paar mit einer Schwangerschaft in 90 Prozent der FĂ€lle innerhalb eines Jahres, wenn das Paar zweimal pro Woche ungeschĂŒtzten Sex habe. 

Wie sich die Endometriose auf Schwangerschaft und Baby auswirkt

Ob auf natĂŒrlichem Wege oder dank einer Kinderwunschbehandlung - endlich hat es geklappt. Jetzt ist Aufatmen angesagt, wobei bei Betroffenen eine gewisse Anspannung mit Blick auf die Endometriose stets bleiben dĂŒrfte. «FrĂŒher dachte man, dass wĂ€hrend einer Schwangerschaft Ruhe ist, das stimmt leider nicht», so Silvia Mechsner. 

Denn: «FĂŒr Endometriose ist bekannt, dass es in der Schwangerschaft und wĂ€hrend der Geburt zu einer höheren Rate an Komplikationen kommen kann», sagt GynĂ€kologin Cornelia Hösemann. Die Raten an Fehlgeburten, Eileiterschwangerschaften, FrĂŒhgeburten und Fehllagen der Plazenta (Plazenta previa) sind bei Frauen mit Endometriose höher. 

«Betroffene Frauen haben auch oft eine verstĂ€rkte Blutung nach der Geburt oder nach dem Kaiserschnitt», sagt Silvia Mechnser. Sie findet deshalb: «Frauen mit Endometriose mĂŒssten eigentlich als Risikoschwangere eingestuft werden.» Immerhin: «Auswirkungen auf das Baby sind bislang nicht bekannt.»

Ob wĂ€hrend der Kinderwunschzeit oder Schwangerschaft: Wichtig ist, dass betroffene Frauen gut betreut werden. Zum Beispiel durch einfĂŒhlsame GynĂ€kologen, die sich mit dem Thema gut auskennen. Zudem finden Frauen in Endometriosezentren kompetente Hilfe. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen kann eine wichtige StĂŒtze sein. Die Endometriose Vereinigung Deutschland bietet zum Beispiel eine kostenlose Beratung und hat auf ihrer Webseite ein Verzeichnis spezialisierter Behandler.


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(27.01.2025)


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